Sonntag, Juli 03, 2005

Ein Raumerlebnis am Tag der Architektur

Umwidmung der Behrens-Werft in Finkenwerder

Unter dem Motto "Raum erleben" präsentierten am letzten Wochenende Architektinnen und Architekten, Innenarchitekten, Landschafts- und Stadtplaner neue oder sanierte Wohnhäuser, Bürobauten, öffentliche Gebäude und Plätze.

Während in vielen Bundesländern Besucherrekorde verzeichnet wurden, blieb die Zahl in Hamburg auch dieses Jahr wieder konstant. Der Grund hierfür ist, dass in Hamburg für alle Veranstaltungen, Führungen und Rundgänge schriftliche Anmeldungen bei der Architektenkammer notwendig sind und die Teilnehmerzahlen begrenzt werden.
Dies macht zwar spontane Besuche des Tages der Architektur nicht möglich, erlaubt aber nach Meinung der Hamburgischen Architektenkammer der kleineren Anzahl Teilnehmer eine intensivere Auseinandersetzung mit den Gebäuden.

Von der Fähre

Die 23 Besucher des Projektes Fleet 3 in Hamburg Finkenwerder setzten sich sowohl aus Fachpublikum als auch interessierten Laien zusammen.

Der Architekt Joachim Kähne gab zu Beginn einen Einblick in die Geschichte des Ortes. Die Behrens-Werft hatte als Familienbetrieb eine lange Tradition und war umgeben von drei weiteren kleinen Werften entlang des Fleets. 1998 beschloss Olaf Behrens das Werftgrundstück für seine Maschinenbaufirma umzunutzen.

Durch die Lage direkt am Wasser und vor dem Außendeich erwiesen sich die Planungen und deren Genehmigung als äußerst kompliziert und langwierig. Ein erstes Konzept mit Einzelhandelsflächen und Wohnungen war nicht genehmigungsfähig. Es entstanden schließlich zwei Baukörper, die eine große Werkhalle für Maschinenbau, einige Büros, ein Tageslicht-Fotostudio und eine Wohnung aufnehmen.
"Zur Wohnnutzung wurde nur eine Hausmeisterwohnung genehmigt", erläuterte Kähne.

Begrüßung

Die rote Farbe der Fassaden sei der farblichen Tradition der historischen großvolumigen Schuppen für die Eislagerung nachempfunden, die früher entlang der Fleete standen, erklärte Kähne. Fischer transportierten im Winter Eisschollen von der Elbe in diese hölzernen Gebäude und bedeckten das Eis mit einer dicken Schicht Torf, um es vor dem Schmelzen zu schützen. So sei damals das ganze Jahr über Eis zum Kühlen der frisch gefangenen Fische vorhanden gewesen.

Besonderen Aufwand hatte die Errichtung und Verankerung der Spundwand am Wasser bedeutet. Dahinter musste das Gelände um einige Meter aufgeschüttet werden, um auf die vorgeschriebene Höhe über dem Wasserspiegel zu kommen.
"Solche Aufwendungen sind sehr kostspielig", erklärte der Architekt. "Die Gesamtbausumme konnte aber durch ein hohes Maß an Eigenleistung des Bauherrn vergleichsweise niedrig gehalten werden."

Fassadenausschnitt und Kran

Die Besucher sahen sich in der Werkstatthalle und den Büroräumen um. Bauherr und Architekt nahmen sich viel Zeit, den interessierten Fragen der Besucher zu Materialien und Raumaufteilungen ausführlich zu antworten.
Auch die Nebenräume, wie Teeküchen und WC-Anlagen wurden genau inspiziert.
Dann ging es durch das enge Sichtbetontreppenhaus ein Geschoss höher und die Besucher strömten in einen strahlend weißen Raum, der zu drei Seiten raumhoch verglast war. Alle waren beeindruckt und fühlten sich auf den umlaufenden Balkon gezogen, den Blick in die Weite und auf das Wasser folgend. Von der Enge in die Weite: dem Eindruck dieses Raumerlebnisses konnte sich keiner entziehen.

"Ich hatte etwas ganz anderes erwartet. Von außen sieht der Bau so verschlossen aus", sagte eine Besucherin. "Aber dann kommt man in diesen Raum und kann so weit schauen. Wirklich überwältigend."

Tageslicht-Fotostudio

Im 3. Obergeschoss gab es die großzügig geschnittene Wohnung zu entdecken. Insbesondere die offene Küche und der Kamin beeindruckten die Besucher. Wieder gefiel aber besonders der Bezug nach außen zum Wasser über eine in den Baukörper eingeschnittene Terrasse.

Dachterrasse

Wer schwindelfrei war, wagte sich über eine entlang der Fassade frei über dem Fleet hängende Treppe auf das Dach und wurde zum Abschluss mit einem Blick über die Hafenanlagen Hamburgs belohnt.

Weitere Informationen:
Projektbeschreibung KBNK Architekten
FLEET 3 Tageslichtstudio